Corona-Virus

Wär hätte das gedacht. Noch vor ein paar Wochen planten wir die Osterferien, die Anlässe im Frühling und gar die Sommerzeit. Und nun ganz etwas anderes. Eine völlig neue Lebensrealität hat uns eingeholt. Der Corona-Virus veränderte innert Tagen nicht nur unser berufliches Leben, auch das soziale und familiäre Leben ist auf neue Grundlagen gestellt worden. Angst braucht man keine zu haben. Mit unseren funktionierende Institutionen, dem Expertenwissen und der wachsenden Verantwortungs- und Solidaritätsmentalität wird die Gesellschaft diese Krise meistern.

Aber: Es wird wohl eine Zeit vor und nach Corona geben. Die Erfahrung der Verletzlichkeit der doch so starken Globalisieren und Ökonomisierung ist am wachsen. Die Erfahrung, dass Menschen im Gestalten der eigenen Welt ihre Grenzen erreicht haben, scheint bei manchem vorhanden. Ein kleiner Virus, unsichtbar, hat die Gesellschaft an ihre eigens geschaffenen Grenzen gebracht.

Ökonomen und Soziologen sprechen deshalb schon von einer Zeit der Deglobaliserung, so beispielseise Marc Friedrich und Matthias Weik in ihrem neu erschienen Buch «Der grösste Crash aller Zeiten». Sie gehen davon aus, dass bisherige Wirtschaftskreisläufe neu konstruiert werden. Die Abhängigkeit von Billigproduktionsländern wird zu Gunsten europäischer Standorte verschoben. Denn die «Justin Time-Produktion» ist an ihre Grenzen gestossen, da die Zulieferkette gestört ist. Die ökonomischen Gesetzmässigkeiten funktionieren nicht mehr. Notenbanken können mit Zinssenkungen den Wirtschaftsmotor nun endgültig nicht mehr steuern. Die Nationalbanken werden über kurz oder lang nur noch die Möglichkeit haben, Geld direkt der Bevölkerung zu geben, damit dieses wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückfliesst. Und schon haben wir das «bedingungslose Grundeinkommen» vielleicht schneller, als wir alle gedacht haben.

Die Zeit nach Corona wird eine andere sein. Wir werden die Wirtschaftskreisläufe neu konstruieren, das Freizeitverhalten wird davon abhängig werden – wir werden die Globalisierung neu gestalten. Denn es liegt schon seit längerer Zeit Veränderung in der Luft. Die politischen Verschiebungen seit seit den amerikanischen Präsidentschaftswahlen von 2016 seit Trump, das neue Bewusstsein der ökologischen Krise, die Beschleunigungs- und Verdichtungskultur mit der Digitalisierung – und nun das Coronavirus. Veränderung liegt in der Luft. Und die Menschen werden eine neue Form der Globalisierung entwickeln. Und wer weiss, vielleicht können wir diese Erfahrung als grosse Chance nehmen, die Welt so zu gestalten, dass Menschenwürde und Ethik wieder den Platz einnehmen, den sie verdienen.

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