Niklaus von Flüe, der Eremit, Politiker, Familienvater, der in der Blüte seines Lebens in eine Sinnkrise stürzte, dass er weder ein noch aus wusste – und schliesslich seine Familie verliess und 20 Jahre in der Nähe seines Wohnhauses in einer Klause lebte: Er ist ein Protagonist eines mittelalterlichen Mystikers. Und trotzdem: er war politisch tätig, stand ganz in der Welt.
Eine persönliche Sinnkrise stand am Beginn eines neuen Lebensentwurfs. Psychotherapie gab es keine. Ob sie geholfen hätte? Man weiss es nicht. Das Leiden Christi meditieren, ein kluger Vorschlag seines Beichtvaters. Im Leiden Christi die Solidarität Gottes im eigenen Ich erfahren? Für uns heute etwas quer, aber jener im Mittelalter, in einer Zeit, in der man/frau noch mit Gott rechnen durfte, fand darin einen Weg.
Dieser Niklaus. Er liess es zu, die Krise. Und: Verliess das Angestammte. Sein Weg. Nur freiwillig? Vielleicht wurde er ja zur Last. Im Nachgang sieht alles besser aus.
Aber er blieb in der Welt. Politischer Berater, ja gar «Retter der alten Eidgenossenschaft» oder gar in kriegerischen Zeiten des ganzen Landes? Niklaus von Flüe – ein Mann mit vielen Seiten. Ein Mann, der in seiner Rezeption eine grosse Geschichte hat.
Der Ranft. In der hektischen, dynamisierten, analysierten, mit dem Wahn der Messbarkeit versehenen Welt ein Kontrapunkt. Aber die Voraussetzung für Neues. Im Loslassen, im Raum geben, in einer der Messbarkeit entzogenen Welt wird Kreativität und Zukunft erst möglich.